UNKOSTENBEITRAG:
Im Februar haben wir die Fotografin Chantal Seitz bei uns im Salon zu Gast. Im Gespräch mit Karen Fromm über wird sie über ihr aktuelles Projekt „Stay Safe Out There“ im Auditorium berichten. Das Projekt begann vor zwei Jahren, als sie einen Brief an Collin Davis, den Bruder ihres Partners, schickte, der seit 18 Jahren in einem kalifornischen Gefängnis einsitzt. Da er die Hälfte seines Lebens im Gefängnis verbracht hat, empfand sie es als wertvoll, ihn zu fragen, was er von der Welt sehen möchte. So einfach diese Frage auch erscheinen mag, das Leben in einem amerikanischen Gefängnis verkompliziert und begrenzt alles. Ein Jahr lang schrieben sie einander Briefe und diskutierten dabei Fotos, die sie aufgrund seiner Wünsche aufnahm. Trotz der systematischen Trennung lernten die beiden sich kennen, und diese Korrespondenz führte dazu, dass sie gemeinsam ein Fotobuch erstellten.
Darin findet man nicht nur ihren Briefwechsel, sondern wird eingeladen, Collin auf weiteren visuellen Ebenen zu begegnen. Darunter Porträts, aus den Jahren der Gefangenschaft, Bilder von Orten aus seiner Vergangenheit und von Gegenständen, die etwas über sein Leben vor dem Gefängnis erzählen. Obwohl ihr Austausch sehr persönlich ist, behandelt das Projekt weltweit relevante Themen des Strafvollzugssystems wie Isolation, Zensur und Kapitalismus.
„Stay Safe Out There“ ermöglicht es Collin, die Fenster auszuwählen, durch die er die Welt sehen möchte, und erlaubt uns gleichzeitig, durch diese Fenster in seine Realität zu blicken. Das Projekt der beiden soll einen kollektiven, empathischen Blick hinter die Gefängnismauern fördern und den Diskurs über die Reform des Justizsystems und die Rechte von Gefangenen weiter vorantreiben.
Chantal Seitz (*1993) absolvierte eine Ausbildung zur Fotografin, bevor sie in Hannover Fotojournalismus studierte. Heute lebt sie in Berlin und arbeitet als Fotoredakteurin, u.a für das Kriminalmagazin Zeit Verbrechen.